Servus,
ich würde beim Guggenheim-Museum bleiben, denn dieses Teil von Frank Lloyd Wright ist es allemal wert, als Vorlage zu dienen. Ich hatte die Gelegenheit persönlich in diesem Museum zu wandeln und kann nur sagen: überwältigend. Die Pyramiden von Gizeh habe ich auch bestaunt und richtig angefaßt, kein Vergleich, wenn man(n) sich wirklich winzig fühlen möchte...
Nun zum philosophischen Teil Deiner Aufgabenstellung:
Ich vorverurteile grundsätzlich niemanden, denn das ist bei meiner Arbeit kontraproduktiv. Ich spreche nur von Erfahrungen und leider von mehrmaligen Erfahrungen und ich bin damit nicht alleine. Am deutlichsten war dies mit einer jungen Architektin zu erfahren, die vor versammelter Arbeiterschaft zu Ihrem Bauleiter gemeint hat, ich darf zitieren: Ich bin die Chefin und Du nicht. Hintergrund war, daß etwas nicht so gemacht werden sollte, vom Bauleiter angeschafft, wie Sie wollte, weil schlicht und ergreifend nicht finanzierbar und deshalb vom eigentlichen Auftraggeber ausdrücklich abgelehnt. Sie wollte den Beweggrund nicht einmal hören, weil sie ist die Chefin. Fazit: Der Bauleiter war vor den Arbeitern blamiert, die Architektin hat sich vor den Arbeitern und dem Auftraggeber lächerlich gemacht und der Auftraggeber war echt sauer.
Noch ein Beispiel gefällig: Ein Architekt hat eine Baustelle begonnen, im Sub für einen anderen Architekten, weil dieser der Meinung war die anstehende Sanierung ist architektonisch wertvoll, und das könnten seine Ingenieure nicht. Oh, ich vergaß zu erwähnen: Die erwähnte Baustelle haben diese Nichtkönner von Ingenieure an Land gezogen... Fazit: Der Architekt hat groß entworfen und präsentiert, aber passiert ist auf der Baustelle nichts. Zwei Bauleiter haben dann quasi nebenbei zum schon vollen Programm die Baustelle abgewickelt. Ich vergaß zu erwähnen: Das Entgelt dazu ist bis heute offen.
Ein lustiges Beispiel zum Abschluß: Situation eines Vorstellungsgespräches zur Übernahme der Abwicklung eines Dachgeschoßausbaues. Das hätte zumindest das Thema sein sollen. Der Architekt hat aber dann eine dreiviertel Stunden von seinen Hunden erzählt und wie wichtig es ihm nicht ist, daß man seine Hunde mag. Die Abschlußfrage war, wer der Lieblingsarchitekt denn sei. Antwort: Der Architekt, der sich auf´s Entwerfen konzentriert, und die Arbeit jene machen läßt, die was davon verstehen. Vielleicht wäre die Ansage: Frank Lloyd Wright, Le Corbusier, Mies van der Rohe oder Gustav Peichl, diplomatischer gewesen
🙂, aber wenig produktiv.
Bauen! Was Besseres zu arbeiten? Kenne, ich nicht. Ich finde Architektur toll, ich mußte nur leider im Architektur-Studium feststellen, daß vieles Wichtiges auf der Strecke bleibt. Technische Aspekte, wie auch menschliche Aspekte. Wenn nach einem Architektur-Studium die einzige Leistung es ist, dieses Studium abgeschlossen zu haben, dann ist das schon ganz gut. Es ist für die Arbeit im echten Leben, einfach keine Hilfe. Technisch gesehen fehlt es an Praxis, weil der gestalterische Siemens-Luft-Haken, geht nur in der geschützten Werkstätte des Architekturstudiums. Auf einer Baustelle zählt es noch immer, Dinge im Falle des Falles auch selbst vorzeigen zu können. Menschlich, ist es so, daß man sich nicht des Eindruckes erwehren kann, daß die erzwungene Individualität in eine Konformität (schwarzer Rolli, dunkles Sakko und schwarze Hose) umschlägt, mit einer gewissen Abgehobenheit der Architekten und Architektinnen.
Klar ist meine Aussage ketzerisch, aber es schmälert nicht die Wichtigkeit eines architektonischen Entwurfes. Denn das ist eine Leistung, die mein Architekt liefert. Die Umsetzung ist Sache seines Bauleiters, auf die mein Architekt baut. Das ist eine Frage des handschlagqualitativen Vertrauens.
Gruß, Dominik
Ich bin Experte für Nichts. Da kenne ich mich aber wirklich gut aus!