Holzbau, Stahlbetonfertigteil, Stahlbau. Archicad taugt im Grunde nicht für den Fertigteilbau. So richtig gut ist AC nur im Massivbau. Sobald aber Fertigteile ins Spiel kommen ist es ein Grausen:
1.) Wände und UZ verschneiden sich automatisch und das läßt sich auch nicht ausstellen oder so steuern, dass es auch IFC-konform ist (Verschneidungsgruppen sind kene Lösung, denn sie sind nicht dauerhaft, müssen für jede Ebenengruppe neu eingestellt werden und sollen laut GS auch nicht für den IFC-Export genutzt werden)
2.) Bei dieser Bauweise hat man es mit Baugruppen zu tun. In AC lösen wir das mit Modulen. Das treibt einen in den Wahnsinn, weil die Module extern bearbeitet werden müssen und dann kein Bezug zur Gesamtkonstruktion besteht. Hier brauchen wir dringend eine Bearbeitung innerhalb von Archicad, so wie bei den Treppen, Stützen, Balken, etc.
3.) Fenster und Türen müssen unabhängig in ein Loch einsetzbar sein. Im Fertigteilbau (insbesondere im Betonfertigteilbau, und dort insbesondere im Bestand) funktioniert die AC-Arbeitsweise mit Wand und Fenster schneidet Loch in Wand nicht. Wenn ich einen Schulbau aus den 70er saniere (wie aktuell) und ich da das Fenster in Echt abbreche, entsteht dort nicht automatisch in Echt eine Wand. Dann ist da ein Loch! Das Gleiche gilt auch für Türen. Und nein, Fassaden sind keine Lösung, wenn es sich um Fensterelemente handelt.
4.) Freie Modellierbarkeit für alle Bauteile. Insbesondere die Ausklinkungen und Auflager für Decken, Stützen und Unterzüge sind das Grauen. Das muss alles in Modulen mit SEO gebaut werden. Wir wissen alle, dass SEO's nur sehr begrenzt eingesetzt werden dürfen, da das Live-Verbindungen sind und bei intensivem Einsatz die Performance in den Keller geht.
5.) Um komplizierte Auflager abzubilden muss das mit SEO und z.T. Morphs gebaut werden. Niemand will ernsthaft mit diesem Morph-Tool arbeiten. Das grenzt an Körperverletzung. Das Morph-Tool ist so programmiert, als hätte sich jemand SketchUp angesehen, dann in Englisch beschrieben, wie das funktioniert, dann automatisch ins Chineschische übersetzt und dann wieder automatisch zurück in Englisch. Wir arbeiten praktisch nie mit dem Morph, sondern modellieren solche Sachen in SketchUp und importieren es dann in Archicad.
6.) Stahlbau ist praktisch nicht möglich. Alles was jenseits eines normalen Profils ist, ist ein Krampf: Flansche, Auflager, Streben, Zugbänder, Trapezprofile ... Gerade bei geneigten Auskreuzungen in Dachtragwerken ist das Herstellen dieser Konstruktion zeitaufwendig. Wir verlegen den Träger im Grundriss, legen uns eine Schnittline durch die Achse, gehen in die Schnittdarstellung und neigen den Träger (weil er ja bei einer Auskreuzung eine andere Neigung hat als die Dachkonstruktion, die er stabilisiert). Und an den Endpunkten gibt es dann in der Regel irgendeine Art von Flansch oder sonstiges Anschlußblech...
7.) Holzbau: gerade da gibt es sehr viele dreidimensionale Anschlüsse, also Dinge die sich nicht durch ein extrudiertes 2D-Profil abbilden lassen, z.B. Platten an Wänden, die an beiden Seiten und oben und unten überstehen und andere Bauteile z.B. Träger abdecken. Ein richtiges Holzbauwerkzeug wäre ein Traum.
Zur Erinnerung: Deutschland ist nicht USA. Hier planen Architekten die Gebäude bis zum Schluß. Aktuell habe ich den Eindruck, dass die Produktmanager in Budapest vergessen haben oder nicht wissen, wie bauen funktioniert. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es eine Reihe von Büros gibt, die diesen Personen ein 4-wöchiges Praktikum ermöglichen würden, damit diese verstehen, wie Planen in D-A-CH funktioniert.
Bitte! Das ist wichtig! Die Zukunft des Bauens liegt definitv im Fertigteilbau. Allein schon aus ökologischen Gründen. Schaut Euch Goldbeck an! So leid es mit tut: das ist dort nur möglich, weil Revit an dieser Stelle als Werkzeug einfach besser ist.
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