aufmass erstellen

[deimel]

die zeiten von housemap sind ja vorbei; dennoch sollten wir rund 7500 m2 altbestand aufnehmen und pläne einschliesslich raumbuch erstellen.
hat jemand erfahrung auf diesem gebiet, bzw. wie man mit archicad rasch zu einem guten ergebnis kommt?

[Caspar]

schnell und gut...

diese kombi ist beim aufmaß das größte problem. was am anfang verschludert wurde rächt sich später.

die frage ist zunächst: wozu soll das aufmaß dienen und welche genauigkeitsstufe (einfache dokumentation mit schematischem, direkten auftrag vor ort m 1:100 - exaktes verformungsgerechtes aufmaß für rekonstruktion m 1:20) wird dafür benötigt

grundsätzlich gilt: die qualität eines aufmasses wird nicht von der qualität eines programms bestimmt, sondern von der sorgfalt der vorbereitung, der durchführung und der erfahrung. dies gilt auch für das tempo.

eine zeitersparniss lässt sich durch den einsatz eines lasermeßgerätes erzielen. aber auch hier gilt: ein vergessenes maß kostet in der nachbearbeitung meist mehr zeit, als vorher eingespart wurde.

mein tipp:
- unterlagenrecherche (hausakten der bauaufsichtsämter)
- möglichen gebäude durchlauf optimieren (arbeitszeiten, beleuchtung, geschäftsbetrieb, zugänglichkeit)
- raumzkizzen, je nach geforderter genauigkeit mit entsprechender anzahl von messpunkten versehen (hierbei ein einheitliche systematik verwenden). alles nochmals auf vollständigkeit und plausibilität überprüfen
- vor dem ortstermin ausrüstung und unterlagen auf vollständigkeit und funktionsfähigkeit prüfen (zollstöcke und das gute alte bandmaß nicht vergessen - es ist schon manchem während des aufmaßes das lasermeßgerät hingefallen und bauherrn warten in der regel keine reparaturzeiten ab
- raumweise aufmessen, bezugsmessungen zwischen den räumen zum späteren aneinaderfügen nicht vergessen!!!, kontrollmaße nehmen (flure, gebäudebreiten und -tiefen...), vor verlassen des gebäudes die unterlagen nochmal auf vollständigkeit überprüfen
- raummaße raumweise mit linien auf einer ebene in ac übertragen, räume verbinden und ausrichten, kontrolle über kontrollmaße, fehler feststellen, plausibilitäten prüfen (raum vergessen, anschlag am lasermeßgerät nicht umgestellt...)
- details (fenster, möblierung ...) eintragen
- gesamtfehlerprotokoll erstellen, neuen durchlauf optimieren, nochmals raus...

... wenn dann alles stimmt, die linien in ac fixieren oder auf ein anderes, transparentes geschoß legen und die zwischenräume mit passenden wänden oder schraffuren füllen (zauberstab und wandumwandlungsfunktionen)

zu kompliziert?
kein problem. dann das ganze mit mehr mut zum risiko - aber immer daran denken: bauherrn wollen nur die einfache dokumentation bezahlen (muß ja nicht so genau sein) aber bestehen im schadensfall immer darauf, daß der architekt schon so sorgfältig hätte messen müssen, daß man danach auch hätte bauen können (in ihrem aufmaß ist ein rechter winkel eingetragen, warum passt der einbau nicht?) und wenn die prügel nicht vom bauherrn kommt.. kein problem. die gewerke nehmen aufmaße gerne zum anlaß, eigene unzulänglichkeiten zu verbergen (wir haben uns genau nach dem aufmaß des architekten gerichtet...)

[zzyzx]

@ caspar richter:
du empfiehlst also zum aufmessen vor ort den klassischen skizzenblock?
...
hab schon eine weile kein aufmass mehr gemacht, denke aber auch, dass die skizzenmethode und späteres übertragen ins cad wahrscheinlich noch immer der beste weg ist.

[kurt]

Hallo !

Beim aufmessen nehme ich zu 95 % einen Theodolite mit Laser.

Setze mir Bezugspunkte.
Nehme jeden Raum einzeln auf in Bezug zu den Bezugspunkten.
Trage die Werte in eine Exceltabelle ein und rechne mir die x,y,z Werte aus.
Übernehme diese Werte in ein GDL-Objekt und habe eine 2D Zeichnung (Punkte mit Nummer und Höhenangabe).
Verbinde die einzelnen Punkte mit Linien, und habe einen 2D

Für jeden Raum entsteht so ein GDL-Objekt, das ich mir im CAD zusammenbaue in Bezug zu den Bezugspunkten.

Traumhaft währe, wenn es eine Schnittstelle ins AC direkt geben würde oder in eine Exceltabelle.

mfg Kurt

[Caspar]

@ zzyzx

im prinzip ja - kombiniert mit ein wenig alter und neuer technik

jeder raum erhält ein eigenes skizzenblatt mit eindeutiger angabe seiner nutzung und lage

jedes geschoß erhält ein eigene übersichtsskizze mit eindeutiger angabe seiner nutzung und lage

- zunächst photgraphiere ich den raum wandweise, beginnend von der der wand gegenüberliegenden türe im uhrzeigersinn.
je nach anforderung mit einer digitalkamera 35er brennweite (mehrere teilbilder, hochformat) oder analog, 15er brennweite, möglichst 1 bild je wand im querformat
dies hat im nachhinein manchen zweitbesuch erspart und erleichtert nebenher bei späteren baumaßnahmen die rechnungsprüfung (abbruchmaßnahmen)

- für einfachere aufmaße nehme ich in der reihenfolge der photographien die lichten raummaße auf (leica distometer) und trage sie in die grundrisszkizze (auf a3 aluplatte mit halteklammern fixiert) ein, ebenso, falls erforderlich, die zur ausrichtung erforderlichen diagonalmaße
- dann folgen die maße für vorsprünge, türen, fenster etc. diese werden, mit einer anderen stiftfarbe, als kettenmaße ebenfalls in die zkizze eingetragen (kurzes kopfrechnen zur plausibilitätsprüfung der lichten raummaße)
- details werden im nächsten schritt, wiederum mit einer anderen farbe ebenfalls in die skizze eingetragen, wenn es zu unübersichtlich wird, ein kreis um den betroffenen bereich, eine nr. und eine entsprechende bezugsskizze am blattrand
- zum schluß noch die raumhöhe und die wandstärken der tür- und fensterwände

sind alle räume durchgemessen trage ich in einer geschoßübersichtsskizze hauptmaße ein (flure, durch türen von außenwand zu außenwand etc.) diese maße helfen später die richtigkeit der einzelmaße zu überprüfen.

für komplexere aufmaße ergänze ich meine ausrüstung um die gute alte schlauchwaage (festlegung einer einheitlichen meßhöhe) sowie um stativ, lot und laserwasserwaage. die räume werden jetzt anhand eines raum- oder gebäudeunabhängigen messnetzes eingemessen

- zunächst wird eine oder mehrere messachsen eingerichtet (klassischweise über eine schnur). ich mache es anhand des laserstrahls der wasserwaage.
- bezugshöhe der messebene an einer wand antragen, schlauchwaage montieren und entsprechend justieren

- strahl als messachse ausrichten, messpunkte a und b an dieser achse mit dem lot auf den boden loten und punktgenau markieren, a und b als kettenmaß eintragen, mit stativ und lot den handlaser über den messpunkten lotrecht ausrichten, messhöhe über schlauchwaage einstellen und raumpunkte einmessen (ergibt ein grandioses linien- und zahlengewirr auf der skizze, daher evtl. ein weiteres skizzenblatt für öffnungs- und detailmaße), die geschieht je nach anforderung nur in der ebene oder auch in höhe und tiefe.

zur erläuterung:
a-b sind als kettenmaß bekannt, ein raumpunkt c wird von a und b eingemessenund kann später durch die entsprechenden schnittpunkte der messlinien eindeutig in seiner lage in der ebene bestimmt werden.

@kurt
so ein theodolit ist natürlich noch eleganter

[zzyzx]

@ caspar richter:

danke für die ausführliche beschreibung deiner vorgehensweise und der von dir eingesetzten mittel; ist sicher besser, beim ortstermin auf systematik und präzision zu setzen, als krampfhaft einen rechner mitzuschleppen.
:winken:

[Leo Kern]

als auch wir mal mit solch einer Bestandsaufname beauftragt wurden, ich persönlich sehe ja in der 3D-Rekonstruktion alter Substanzen die wahre Königsdisziplin, wußten wir nach einem gespräch vor ort, daß dies nur in zusammenarbeit mit geometern möglich war. kreuzgewölbe im keller, zigfach unterschiedliche fb-niveaus, halbgeschoße und wahrlich unterschiedliche wandstärken. dazu noch in der innenstadt mit nachbarbauung.
vom geometer bekamen wir dann jeden raum mit seinen eckpunkten in lage und höhe bestimmt und auch die angrenzenden gebäude mit ihren traufen- und firsthöhen.
so wards dann ein leichtes all die punkte zu verbinden und fertig war das haus.
ist präzise aber sicher nicht die billigste lösung.

[deimel]

danke für die vielen tips; leider sind nur uns ohnedies bekannte verfahren beschrieben.
housemap von cigraph kennt offensichtlich keiner mehr...

[Holger Kreienbrink]

Housemap gibts sogar in Version 2.

Aber evtl ist das Aufmass mit Stift und Zettel besser

[georgweber]

@ caspar richter ...

so wie du es beschrieben hast machen wir es beinahe genau so, aber schön das nochmals so aufgeschrieben zu sehen. fast schon eine gebrauchsanweisung für mitarbeiter ("fahrt mal los und macht es wie hier geschrieben ...").

aber noch eine ergämzung ... neben den heute schon obligatorischen laserentfernungsmesser ist ein selbstnivellierender rotationslaser mit refelktorkarte (den laserstrahl kann man für bessereres erkennen mit der reflektorkarte anhalten) eine riesengroße hilfe. gerader bei höhenmaßen kann man sich enorme probleme holen, wenn man diese nicht von vorneherein korrekt und an ausreichend vielen stellen ermittelt. die gute alte schlauchwage ist da einfach zu umständlich. einen rotationslaser kann man sich von seinem trockenbauer für einen tag leihen (das macht er bestimmt immer gerne in hoffnung auf einen auftrag) oder man finanziert das teil vom ersten aufmaßhonorar. bei uns hat sich das teil schon mehr als bezahlt gemacht.
übrigens lassen wir keine elektriker mehr mit schlagschnur und bleistiftstrichen deckenleuchten anbringen, denn in 30 sekunden einen einen roten strich quer durch den raum über alle unterzüge hinweg an die decke zu zaubern ist einfach schneller und sauberer.