die diskussion ist so alt wie es die beiden rechnerwelten gibt - und genau so lange ist sie unergiebig.
letztendlich geht es bei der nutzung eines computers um eine arbeitserleichterung. d. h. die fragestellung vor einer anschaffung sollte lauten:
- welche arbeit soll erleichtert, vereinfacht oder verbessert werden
- kann die arbeit/tätigkeit durch einsatz eines computers wirklich beschleunigt, erleichtert und/oder verbessert werden
- müssen "standards" erfüllt werden (nicht die nach dem motto: das haben doch alle, sondern vertragliche verpflichtungen mit geschäftspartnern, branchenübliche programme zur vereinfachung des datenaustauschs etc.)
- gibt es hierzu eine software die die spezifischen anforderungen des nutzers erfüllt
- unter welchem system läuft sie
- welche hardware gibt es für dieses system
- gibt es alternativen
- ist das zusammenwirken mit anderer software (unter denselben kriterien wie oben ausgesucht) erforderlich und sinnvoll
- weiter wie oben
- gibt es eine gemeinsame system- und hardwarebasis, die die vorgenannten anforderungen erfüllt
bei einer eindeutigen antwort ist die entscheidung einfach: selektierte produkte kaufen, sich über die schnelle entscheidung sowie die erreichten verbesserungen freuen und mit der lösung glücklich werden
bei alternativen ist die frage nach der notwendigkeit der erfüllung von standards von besonderer wichtigkeit.
der auswahlprozess ist um fragen der wirtschaftlichkeit zu erweitern:
- wie sieht die kosten/nutzenrechnung der alternativen aus (anhaltswert der kostenverteilung: hardware ca. 10%, software ca. 20%, personal (einarbeitung, schulungen, service, wartung etc.) ca. 70%)
auch wenn die verteilung nur grob vorgenommen ist, wird spätestens hier klar, daß in einem unternehmen nicht die hardwarekosten sondern der nutzungsgewinn und die nutzungsintensität die entscheidenden faktoren sein sollten. anders sieht es bei einzelkämpfern und hobbyanwendern aus. dort ist, zumindest bei den hobbyanwendern, die zeit (personal) nicht der entscheidende faktor.
fazit: aus der ganzen "systemdiskussion" kann nur ein nutzen (wie bewerte ich die erfahrungen der anderen) gezogen werden, wenn der hintergrund der einzelnen positionen klar zu erkennen ist. hierzu gehört auch die kenntnis, wer da spricht: der mitarbeiter der bezahlt wird oder der "chef" der bezahlt.
in meinem büro wird seit ende der 80er ausschließlich mit mac's gearbeitet.
warum?
als mitarbeiter eines großen architekturbüros habe ich in den 80er gutes geld mit der einführung und betreuung von pc's verdient (ms dos, windows 1.0, 16 mhz, 40 mb). jede einrichtung, änderung, fehlerbehebung war arbeitszeit und somit verdienst. im gegensatz zur "architektentätigkeit" bestand eine kontinuierlich wachsende nachfrage. geriet ein projekt ins stocken, ich hatte zu tun, manch freier mitarbeiter nicht. das büro war in gewisser weise betreungsabhängig, und zwar personengebunden ("arbeitnehmersau")
als ich mich ende der 80er selbstständig machte, und somit das, woran ich vorher verdient hatte selbst finanzieren mußte, sah die welt anders aus und die vorgaben änderten sich:
- keine technik, die abhängigkeit von einem mitarbeiter schafft ("unternehmersau")
- technik, die von jedem mitarbeiter ohne zeit- und somit personalkostenintensives anleitungsstudium genutzt werden kann
- kalkulierbare einmalkosten (hard- und software) statt verdeckt schleichender laufender kosten (handbuchstudium, schulungen, wartung etc.)
- übernahme gewohnter arbeits- und erscheinungsweisen (der brief sollte auf dem bildschirm so aussehen wie später auf dem papier - zu zeiten bernsteinfarbener sw-monitore, nadeldrucker und einer bekannten textverarbeitung, die damals diese form der darstellung nicht beherrschte, kein leichtes unterfangen)
zuerst, cad war damals unbezahlbar, wurde eine textverarbeitung ausgewählt, die den anforderungen entsprach; ragtime. das programm beherrschte damals schon wysiwyg (schwarze typographie auf weißem grund). tabellenkalkulation, grafik waren direkt integriert.
das programm gab es damals nur für den mac.
der mac konnte, dank postscript, das bildschirmergebnis auf einem laserdrucker in dem gewünschten und gewohnten erscheinungsbild ausgeben. zudem funktionierte das ganze nach einfachem "einstöpseln" der komponenten.
damit war die hardwareentscheidung gefallen - zum drei- bis vierfachen preis eines (nicht vergleichbaren) pc's. eine entscheidung, die ich trotz der finanziellen investitionsschmerzen nie bereut habe. die konfiguration konnte von anfang an zum uneingeschränkten arbeiten genutzt werden.
Anfang der 90er kam archicad hinzu - gab es damals auch nur für den mac und auf disketten - weil es im handling der arbeits- und denkweise eines architekten entsprach und keine cadapplikation mit übergelagerter benutzeroberfläche aus dem maschinenbau war (thema wände).
heute schauen wir bei archicad gelegentlich ein wenig neidvoll auf die rechengeschwindigkeiten der pc's und hoffen, daß graphisoft demnächst die möglichkeiten von OS X voll ausnutzt (das wird dann die OS 9 user aufschreien lassen). bis dahin freuen wir uns, von problemen wie der anbindung eines usb-druckers (siehe forum) verschont zu sein: anschließen, in den systemeinstellungen zu nutzung im netz freigeben und los geht's
p.s.
mir kommt die ganze diskussion manchmal so vor, wie die frage, ob eine handschaltung oder automatik im auto die bessere lösung sei. im normalen alltagsbetrieb ist die automatik der handschaltung inzwischen überlegen. dennoch habe ich oft das gefühl, die entscheidung für eine handschaltung - insbesondere bei männern - soll auch die beherrschung der technik dokumentieren. gelegentlich wird hierbei der blick für das wesentliche, die entlastung durch technik zugunsten der konzentration auf den verkehr, getrübt.