OK, nette Werbefilme, beeindruckend. 9 Schritte, 18 Schritte, klingt gut. Schaut man aber genau hin, sieht das nur perfekt aus, ist es aber nicht. Schon auf die Schnelle fällt beim 1. Film auf, dass die Folie zwar unter der Wand liegt, aber wie die Anschlüsse tatsächlich liegen, ist unklar. Und das MUSS ich in den Details bringen, sonst hat mein Architektenwerk einen Mangel.
Ich probiere das dennoch immer wieder. Aber konsequent durchziehen habe ich bei der Gebäudegröße und dem Aufwand, den ich betreiben darf, nicht erreicht. Und schon gar nicht auf Detailebene.
Ich habe das gerade ganz frisch (ArchiCAD 18, TW, 110 WE, VI, Keller, KfW-40, 5700m² WF). Kein kompliziertes Gebäude, aber an jeder 2. Ecke geht das mit Standardverschneidungen in 3D nur zu 80%. Klar, ich kann Sonderbaustoffe mit anderen Verschneidungszahlen einfügen. Zusätzliche Bauteilaufbauten und Profilwände und Unterzüge, bis der Arzt kommt, Morphs und SEOs ebenso. Irgendwie bekomme ich die Anschlüsse dann schon hin. Zumindest da, wo ich schneide. Aber der Aufwand. Die Übersichtlichkeit. Ich habe 10 Wohnungstypen. Alles Hotlink-Module. An unterschiedlichen Stellen - mal außen, mal innen, mal mit Eckfassade. Hotlinks MUSS ich aufgeben, wenn ich das Ziel verfolgen soll alle Anschlüsse in 3D sauber herzustellen. Ich muss am Freitag einem neuen Mitarbeiter dieses Projekt und dessen CAD-Struktur erklären. Dem platzt schon bei der aktuellen Komplexität der Schädel. Wenn ich dem jetzt noch erkläre, wie er überlappende Dichtungsstöße mit Profilwänden reinzeichnet geht der wieder.
Das kann auch nicht das Ziel sein. Wir haben da ja schon öfter drüber gesprochen. Ich komme immer wieder mit den gleichen Beispielen:
Die Wohnung unten ist ein Hotlink, die oben auch. Die Decken liegen in den Geschossen. Decken und Wände verschneiden nur sauber, wenn sich die Referenzebenen treffen. Tun sie aber bei der Absenkung nicht. Deswegen schneidet auch die Attika nicht sauber ein. Frage nicht, wie die Ansicht an der Stelle aussieht.
Lösung: Noch eine Attikaprofilwand. SEO. Hotlink auflösen. Geht alles, klar, aber der Preis ist Zeit und Übersichtlichkeit.
Ich habe haufenweise solche Punkte. Verblendschale an Erdreich, abgetreppte Schalenauflager. WDVS an Verblend, Vor- und rückspringende Mauerwerksschichten. Nicht voll unterkellert. Kellerräume in thermischer Hülle. Dämmstreifen an den Wänden bis 40 cm unter UK Decke ... Dabei habe ich ja noch nicht mal ein Steildach mit Gauben. Das alles in echtem 3D? Ich sehe die Rechtfertigung des Aufwandes nicht.
Und mein Lieblingsbeispiel. Ansichten:
Bauantragsstadium. Wir machen noch Zeichnungen, in denen wir mit Zeichnungsgraphik arbeiten. Also Strichstärken, Linienabstände, Schatten nach Wirkung nicht nach Sonnenstand und Jahreszeit, Texturen nach dem, was Fotos, Scanner und der Plotter hergibt. Da wird an der Zeichnung experimentiert und muss schnell gehen.
Auf dem Ansichtsausschnitt sind alles Objekte. 2D-Fenster "mit einem Klick in 2 Sekunden" von Antrazith auf Aluminiumgrau. Mit Wolkenspiegelung im Glas. Balkone sind 2D-Objekte gezeichnet für das Projekt in 2D aus der Projektion des Modells. GDL-Dreizeiler. Die Fassade selbst ist eine Schraffurfläche. Ohne Fensterausschnitte und Krampf mit dem Abdecken der Grenzlinien. Mit 3D-Ansichten geht das so gar nicht. Da fängst Du dann schon das Rendern an. Die echte 3D-Ansicht liegt zur Kontrolle in 3D dahinter. Alle Änderungen aus dem 3D-Modell sind in 5-10 Minuten durchgestellt in 2D. Ich weiß, Holger killt mich dafür, aber es gibt einen Satz, den inzwischen auch ich im Büro nicht mehr zulasse: "Das gibt das CAD nicht anders her." Das ist der Grund, weswegen wir ArchiCAD und nicht mehr Allplan am Start haben.
Aber ich bin gespannt. Vielleicht klappt es ja doch noch irgendwann. Alles in 3D. Wir wissen ja, was für ArchiCAD 20+ so alles wartet...
[P.S. Nicht, dass ein falscher Eindruck entsteht. Ist schon BIM bei uns. Das 3D-Modell zum drum herumlaufen gibt es schon und wird gepflegt. Und firerating als IFC-tag und Listenauswertung auch. Aber eben nicht bis zur Dichtungsfolie.]