2024-04-01 02:48 PM - bearbeitet 2024-04-01 02:51 PM
Hallo zusammen,
Ich bin neu hier im Forum 😊
Ich modelliere seit Jahren in Rhino 3D zusammen mit dem Plugin VisualARQ. Mein Schwerpunkt sind 3D-Laserscanning Auswertungen im Bestand. Alle Wandelemente oder Decken, Treppen/Geländer sind saubere modellierte, geschlossene Volumenkörper. Die klassische 2D-Auswertung gehört natürlich auch dazu.
Warum schreibe ich das in ein ArchiCAD Forum!
Ich habe folgendes Problem: Immer mehr Kunden haben den Wunsch, dass Sie eine ArchiCAD Datei von mir bekommen bzw. eine Datei, mit der Sie direkt weiterarbeiten können. Eine klassische IFC 2x3 Datei ist da ziemlich wertlos, da sie nicht bearbeitbar ist bzw. das ist für Euch nur eine Bibliotheksdatei. (Das habe ich so schon gelesen und gehört). Ich möchte das Beste für ArchiCAD Anwender!!! Wie geht Ihr damit um? In was für ein Format soll ich am besten exportieren? Eine DWG/DXF Datei mit einer konstanten Layerstruktur (LAYER Wall = alle Wände, etc..)?
Ich darf von einem anderen Büro das ArchiCAD 24 mitbenutzen. Gibt es für mich diesbezüglich eine Möglichkeit für einen sauberen Import und eine Zuordnung der Elemente, so dass ich dann eine ArchiCAD Datei abgeben kann?
Ich wäre für Eure Hilfe sehr dankbar.
Viele Grüsse
Helvetier
2024-04-01 03:57 PM - bearbeitet 2024-04-01 04:00 PM
Importierte 3D-Daten werde in Archicad bis auf wenige Ausnahmen als Bibliothekselemente importiert. Mit Rhino7 (noch nicht 8. ). kann man das nur umgehen, indem man Grasshopper mit dem Archicad-Plugin benutzt. Dann lassen sich Rhino-Elemente in native-Archicad-Bauteile über die Direktverbindung übergeben.
Dies bedeutet aber einen ordentlichen Lernaufwand und ich würde mir das noch nicht zutrauen.
Bin gerade dabei zu lernen, wie man zB. Rhino -Oberflächen mit gleichmäßigen Punkten überzieht, um es dann als Archicad-Gelände direkt ins Archicad übergeben zu können, aber dabei bin ich noch ganz am Anfang.
Das geht sicherlich aber ich bin da noch zu neu drin.
Die Sache funktioniert übringens in beiden Richtungen - von Archicad zu Rhino und auch umgekehrt.
Hier mal die Grundlagen: https://www.youtube.com/watch?v=xKaMT1LjM7o&list=PLnXY6vLUwlWWlRTtx9q983Xch8j36J42U
am 2024-04-01 06:05 PM
Vielen Dank für Deine Hilfe. Das Plugin für ArchiCAD und Revit ist mir bekannt. Da ich keine gleichförmigen parametrischen 3D-Modelle entwerfe, z.b. für Stahlträgerkonstruktionen, Fensteranordungen oder Fassadenelementen, etc. benutze ich den Grasshopper nicht. Ich modelliere 1:1 von der Punktwolke (digitaler Zwilling). Somit ist das Modell in sich einzigartig. Für Neubauten ist das Plugin sicher goldwert. Theoretisch bräuchte ich dann ein Skript, das z.b. alles im Layer „Wand“ in ArchiCAD importiert und als Wand klassifiziert bzw. umwandelt. Ich finde leider nirgends etwas Intelligentes… Was machen die ArchiCAD Anwender, wen Sie z.b. eine 3DM oder DWG bekommen? Die müssen sie ja auch importieren/umwandeln und als Wand klassifizieren etc., dass sie mit diesem Volumenkörper arbeiten können. Da muss es doch noch eine andere Lösungen geben als ein wochenlanges Selbststudium mit dem Grasshopper-Plugin. 🙂 Ich habe für Revit das Plugin schon benutzt und war nicht zufrieden. Es kamen nicht immer alle Vollumenkörper an bzw. fehlerhaft...
2024-04-02 05:59 AM - bearbeitet 2024-04-02 06:26 AM
Dies dürfte allgemein die schwierigste Herausforderung für Punktwolken-Weiterverarbeiter sein.. Apple hat in seine Iphones einen Chip eingebaut, der mit dem Lidar was Ähnliches versucht - also Wände als Wände erkennt usw, aber das steckt in Wahrheit noch alles in den Kinderschuhen. Es gibt da eine App am Iphone, welches die Punktwolken dann zu einer Serverfarm leitet, die dann "Pläne" daraus generiert - aber das geht wohl auch nur in Form von "menschlichem Zutun" und kostet ordentlich was. In Zukuunft wird das wohl was für die KI sein. Ein Programm muss in der Lage sein, alleine aufgrund der Form zu entscheiden - welches echtes Bau-Element diese Form denn nun wirklich repräsentiert.
Das schafft Graphisoft nicht mal mit den eigenen GDL-Bauteilen, obwohl dort die Datenstruktur im GDL die Struktur der Archicad-Elemente eigentlich abbildet. Es gibt Wall-Befehle im GDL aber beim Zerlegen eines GDLs entsteht dann im 3D nur ein Morph...
Da bist Du mit Deinem Wunsch etwa 10 Jahre zu früh dran - nicht nur mit Archicad.
2024-04-02 07:47 AM - bearbeitet 2024-04-02 08:08 AM
Vielen Dank für deine Infos!
Wen ein Architekturbüro einen Auftrag bekommt für ein Gebäude zum Renovieren bzw. für einen Umbau und eine IFC, 3DM oder DWG-Datei erhaltet, muss der Zeichner zuerst alles nachmodellieren! Das ist nicht wirtschaftlich…Das kann ich mir nicht vorstellen. Da müsste es automatisierte fortgeschrittene Übersetzer geben, wie z.b. das Proving Grond Conveyor für Revit oder so. Eigentlich ist es sehr fraglich, dass ein so fortgeschrittenes Architekturprogramm keinen richtigen Umwandler bereitstellt. Jeder AutoCAD- oder SketchUp-Nutzer hätte es leichter… Ich kann das nicht glauben!
Gibt es noch andere Anwender im Forum, die mit Rhino arbeiten? Oder haben Sie eine Lösung, wie Sie mit 3DM, DWG, etc. Volumenkörpern umgehen? Ich wäre sehr froh für Eure Hilfe.
am 2024-04-02 07:59 PM
Naja, wenn wir eine Anfrage für eine Gebäuderenovation erhalten, offerieren wir auch je nach vorhandenen Daten das Integrieren in ArchiCAD. Gibt es eine alte ArchiCAD-Datei, ist der Aufwand je nach Arbeitsweise des ursprünglichen Planers auch nicht ohne. Wir brauchen ja nicht nur das 3D-Modell, sondern hauptsächlich fertig gelayoutete Pläne, die mit dem Modell verknüpft sind. Und die bekommen wir nicht mit einem Volumenmodell von einem Drittanbieter.
Gibt es noch keine digitalen Aufnahmen, lassen wir das Gebäude von einer externen Firma mit Punktwolke aufnehmen und auch gleich ein ArchiCAD-Modell erstellen. Soo teuer ist das nicht, jedenfalls wesentlich günstiger und vorallem genauer als wenn wir tagelang mit Messband und Nivelliergerät Aufnahmen machen und diese dann vrsuchen in AC nachzubauen.
Wenn schon ein gutes Gebäudemodell aus einem anderen CAD-Programm existiert, dann liegt es am Bauherrn zu entscheiden, ob wir das Modell in AC kostenpflichtig neu aufbauen sollen oder ob er lieber einen Architekten sucht, der mit diesem Programm arbeitet.
Ich denke nicht, dass sich dies in absehbarer Zeit ändern wird. Die verschiedenen CAD-Programme haben dazu viel zu viele Eigenheiten, die untereinander nicht kompatibel sind. Und letztendlich liegt es wohl auch nicht unbedingt im Interesse der Prgrammhersteller, dies zu ändern. Aber wer weiss, vielleicht wird es ja mit KI in absehbarer Zeit doch möglich werden.
Gruss, poeik
am 2024-04-02 09:23 PM
Hallo Poeik
Vielen Dank für deine Erklärungen, das hilft sehr. Es gibt halt schon einen Grund, warum immer noch sehr viele Umbauten mit 2D Plänen durchgeführt werden. Wie ist es, wen ein Revit User einen IFC Export macht mit dem Plugin - IFC Austausch mit ArchiCAD? Können ArchiCAD Anwender diese IFC Daten auch nicht gebrauchen bzw. umwandeln in ArchiCAD Geometrie? Ich selber benutze Rhino.Inside mit einem automatischen Übersetzer, und das funktioniert ziemlich gut. Für das ArchiCAD Live Connection habe ich eine solche Anwendung leider noch nicht gefunden.
Gruss
Helvetier
am 2024-04-02 11:17 PM
Hallo Helvetier,
ich würde sagen, das macht die Lage nur geringfügig besser – bis eigentlich gar nicht.
Die Spec für den sogenannte "Design Transfer" wurde nie zuende ausgearbeitet und das Projekt an sich ganz aufgegeben. IFC sind daher lediglich und ausnahmslos für den Referenz-Einsatz zu gebrauchen, nicht zum Weiterarbeiten. Man kann es zwar versuchen, aber dafür müsste das Plugin überhaupt eine dementsprechende IFC schreiben können, also eine, die auf BREPs verzichtet und extrudiert/rotierte Geometrie ausgibt. Da weiß ich ad-hoc gar nicht, ob das Revit bzw. das Plugin das überhaupt können.
Es wäre auch ingesamt ein nur wenig sinniges Vorhaben, weil die Nacharbeit in jedem Fall groß wäre, da der Design Transfer damit die korrekte Geometrieverschneidung dem einlesenden Programm überlasst. Da könnte man es gleich richtig in Archicad zeichnen und auf Revit verzichten!
Sinnvoller erschiene mir da noch der Einsatz von Speckle, allerdings steckt das Archicad-Plugin noch in den Alpha Kinderschuhen.
Native Dateien sind bis dato einfach King und nicht zu toppen.
Ansonsten schließe ich mich den anderen an; es ist ja auch viel mehr als "nur ein bisschen Geometrie" übertragen. Davon abgesehen ist die Bestandsaufnahme durchaus im Besonderen Leistungsbild HOAI vorhanden! Also, der Architekt ist durchaus dazu in der Lage (und sollte es auch sein), das selbst zu erbringen.
Nicht jeder kann und möchte das, daher ist es auch gut, dass es Externe/Dritte gibt, die solche Services anbieten.
Die wirkliche Arbeit, das Aufbereiten, wird ihm, dem Architekten, aber dennoch niemand abnehmen. Das muss man im Bestand natürlich einpreisen.
am 2024-04-03 07:48 AM
Hallo Runxel
Auch Dir vielen Dank für Deine ausführliche Erklärung bezüglich Geometrie Import. Ich hoffe, dass Speckle sich weiterentwickelt, und werde mich in absehbarer Zeit mehr mit dem Grasshopper beschäftigen bzw. mit dem ArchiCAD Live Connection. Der grösste Teil meiner Kundschaft möchte reine bearbeitbare ArchiCAD Geometrie.
Gruss
Helvetier
am 2024-04-03 12:09 PM
Ein weiteres Problem ist, dass bei Aufmaßen immer "krumme" Daten herauskommen, also irgendwelche 89,254° Winkel, oder Längen von 12,25087m. Bei sowas wird man beim manuellen nachbauen oder nachzeichnen ja als Architekt immer versuchen, irgendwie glatte Maße zu erzielen.